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Compliance-Kabarett #1: Politik, Plattformen, Paragrafen - DK & VRC

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Mit dieser Ausgabe eröffnen wir die neue Rubrik „Compliance-Kabarett“. Darin beleuchten wir mit einem Augenzwinkern – aber juristisch fundiert – die wachsende Vielfalt staatlicher Gegenmaßnahmen gegen Desinformation, digitale Manipulation und Online-Einflusskampagnen.Von europäischen Präventionsstrategien über autoritäre Kontrollmechanismen bis hin zu kreativen regulatorischen Experimenten weltweit: Wir stellen Beispiele vor, ordnen sie ein und diskutieren, wo Regulierung Schutz schafft – und wo sie zur Showeinlage im politischen Theater wird.


Heute auf der Bühne: Dänemark und China. Zwei Staaten, ein Problem – und zwei sehr unterschiedliche Antworten auf die digitale Herausforderung.

Zwei Staaten, zwei Strategien: Wie Dänemark und China das Problem von Desinformation und Einflusskampagnen adressieren


Die globale Auseinandersetzung mit Desinformation und manipulativen Online-Strategien nimmt Fahrt auf – und Regierungen reagieren zunehmend mit tiefgreifenden Regulierungsansätzen. Zwei jüngste Entwicklungen zeigen, wie unterschiedlich Demokratien und autoritäre Systeme dieses Feld gestalten: Dänemark plant ein soziales-Medien-Verbot für unter 15-Jährige, während China Influencer ohne staatlich geprüfte Qualifikationen für sensible Themen wie Gesundheit, Recht oder Finanzen von der Plattform verbannt. Gemeinsam ist beiden Maßnahmen das Ziel, digitale Räume sicherer zu machen; doch sie offenbaren zugleich die Spannungsfelder zwischen Meinungsfreiheit, Kinderschutz und staatlicher Kontrolle.


Dänemark: Schutz der Jugend als demokratische Abwehrlinie

Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen spricht von einem „gestohlenen Kindesalter“. Exzessive Smartphone-Nutzung, algorithmische Sogmechanismen und unkontrollierter Zugang zu extremen Inhalten führten zu wachsender Angst, Depression und Konzentrationsproblemen bei jungen Menschen. Die dänische Regierung kündigt daher ein Social-Media-Verbot für unter 15-Jährige an – Eltern könnten ab 13 Jahren Ausnahmen gewähren.


Für Kopenhagen geht es dabei nicht nur um Jugendschutz, sondern auch um digitale Resilienz: Kinder und Jugendliche gelten als zentrale Zielgruppe für extremistische Inhalte und ausländische Einflussoperationen. Die Maßnahme reiht sich in ein umfassendes Paket aus Handyverboten an Schulen, Medienkompetenz-Initiativen und Plattformpflichten ein – ein europäisches Modell, das Kontrolle mit Befähigung kombiniert.

Kritiker warnen vor überbordender Regulierung und möglicher Altersdiskriminierung, Befürworter sehen einen dringend benötigten Schutz vor algorithmischer Manipulation und toxischer Onlinekultur. Entscheidend wird sein, ob Dänemark die Gratwanderung zwischen Fürsorge und Freiheit meistert.


China: Expertisepflicht oder staatlich lizenzierte Wahrheit?

Weit weniger nuanciert wirkt der neue chinesische Ansatz: Influencer dürfen künftig nur noch dann zu regulierten Themen wie Finanzen, Recht oder Gesundheit posten, wenn sie offizielle Qualifikationen nachweisen können. Plattformen müssen Zertifikate prüfen, Quellen kennzeichnen und Werbung für Gesundheits- und Finanzprodukte einschränken.

Offiziell geht es um den Kampf gegen Desinformation – realpolitisch aber auch um Kontrolle über Wissensproduktion und öffentliche Meinungsbildung. Denn das staatliche Recht, Expertise zu definieren, öffnet Türen für Zensur, Informationsmonopole und exclusion kritischer Stimmen.


Während einige Nutzer das Versprechen professionellerer Inhalte begrüßen, warnen Experten vor einer „Technokratie des Schweigens“, in der digitale Diskurse zur streng überwachten Einbahnstraße werden.


Fazit: Zwischen Schutzschild und Zensurregime

Dänemark und China stehen für zwei Pole im globalen regulatorischen Spektrum:


  • Demokratische Prävention und Resilienzbildung versus

  • Autoritäre Informationskontrolle unter dem Deckmantel von Qualitätssicherung.


Beide Entwicklungen machen deutlich, dass die politische Auseinandersetzung mit Desinformation und Einflusskampagnen längst den Rechtsrahmen erreicht hat – und dass Staaten bereit sind, tief in digitale Kommunikationsräume einzugreifen.


Die Leitfrage für kommende Ausgaben des Compliance-Kabaretts lautet daher:Wie schaffen wir digitale Sicherheit, ohne demokratische Offenheit zu verlieren?

To be continued – der Vorhang bleibt offen.

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