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Desinformation und kognitive Kriegsführung im Konflikt zwischen Indien und Pakistan

Aktualisiert: 14. Nov.

Der aktuelle Konflikt zwischen Indien und Pakistan wird nicht nur mit Waffen, sondern ebenso mit Bildern, Videos und Narrativen geführt. Im Zentrum stehen Behauptungen über angebliche Luftschläge sowie abgeschossene Jets und Drohnen – symbolische Erzählungen, die militärische Überlegenheit und strategische Kontrolle über die „Blackbox“ Kaschmir markieren sollen. Ein solches Setting schafft ein Informationsvakuum, das gezielt für Desinformation genutzt wird. Viele der kursierenden Meldungen lassen sich nicht in Echtzeit verifizieren – ein idealer Nährboden für Deepfakes, Spieleszenen als angebliche Kampfaufnahmen und weitere Formen manipulierten Inhalts, die dort wirken, wo gesicherte Fakten fehlen.


ARMA 3 - täuschend echt?

Ein prägnantes Beispiel für die gezielte Manipulation der öffentlichen Wahrnehmung im Rahmen kognitiver Kriegsführung ist die Verbreitung eines falsch-kontextualisierten Videos, das angeblich den Abschuss eines indischen Kampfjets durch die pakistanische Flugabwehr zeigt. Das Material stammt in Wirklichkeit aus dem Videospiel Arma 3 und wurde fälschlich als reale Kampfszene präsentiert – ein Vorgang, der exemplarisch für die strategische Nutzung digitaler Inhalte, in diesem Fall von Gaming-Content von Youtube, in Konfliktlagen steht. Bemerkenswert ist, dass dieses Video teils sogar von offiziellen Stellen zitiert und weiterverbreitet wurde


Deep Fake Pressekonferenz

Ein besonders aufsehenerregender Fall kognitiver Kriegsführung im aktuellen Indien-Pakistan-Konflikt ist ein Deepfake-Video, das den pakistanischen Armeesprecher General Ahmed Sharif Chaudhry zeigt. Darin scheint er öffentlich den Verlust zweier pakistanischer Kampfflugzeuge einzuräumen – ein Eingeständnis, das politisch brisant wäre. In Wahrheit wurde die Tonspur einer älteren Pressekonferenz aus dem Jahr 2024 gegen eine manipulierte Audiospur ausgetauscht, Bild und Lippenbewegungen dabei täuschend echt synchronisiert. Das Video verbreitete sich rasend schnell: Auf der Plattform X/Twitter wurde es fast 700.000 Mal geteilt und zunächst sogar von namhaften indischen Medien wie NDTV, The Statesman und Firstpost übernommen. Erst durch eine Analyse von Bellingcat konnte die Fälschung aufgedeckt werden – ein eindrückliches Beispiel dafür, wie schnell selbst etablierte Medien auf professionelle Desinformation hereinfallen können. X hat es inzwischen geschafft eine Community Note an den Post zu heften.


Social Media Bans

Im Zuge der eskalierenden Spannungen hat die indische Regierung am 28. April 2025 den Zugang zu den Social-Media-Konten zahlreicher pakistanischer Prominenter – darunter Schauspieler, Musiker und Sportler – für Nutzer*innen in Indien gesperrt, offiziell als Reaktion auf den Pahalgam-Anschlag. Die Maßnahme steht im Kontext einer breiter angelegten Informationsstrategie, in der eben auch manipulierte Videos, Deepfakes und emotionalisierende Narrative zum Einsatz kommen, um Deutungshoheit zu erlangen und öffentliche Wahrnehmung gezielt zu beeinflussen. Der Konflikt zeigt: Krieg wird längst nicht mehr nur militärisch, sondern ebenso als Kampf um Aufmerksamkeit, Meinung und kulturelle Anschlussfähigkeit geführt.

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